Matthias Schmid hat Mitte November den Herren Conrad, Häusler und Ferrara mitgeteilt das er seine Trainerlaufbahn gerne pausieren würde. Dies kam doch relativ überraschend da man in den letzten 7,5 Jahren eine hervorragende Zusammenarbeit aufzuweisen hatte. Lest hier was Matthias zu diesem Schritt bewegt hat und wie er seine Zukunft im Fußball plant.
Du legst mit Ende der Saison 2019/20 das Amt als Cheftreiner nieder. Wie und warum bist du zur Entscheidung gekommen deine Karriere als Trainer zu pausieren?
Die Entscheidung ist über die letzten Jahre gereift, wurde aber in der letzten Sommerpause dann konkret. Ich habe meine mir vorgenommenen Ziele mit dem Verein erreicht, vorausgesetzt, wir schaffen auch in diesem Jahr den Klassenerhalt, woran ich fest glaube. Nach 7,5 Jahren denke ich, tut es mir, dem Team und auch dem Verein gut, wenn auf so einer wichtigen Position dann auch mal wieder frische Impulse gesetzt werden. Zusätzlich ist in der langen Zeit natürlich auch bei mir einiges im Privat- und Berufsleben passiert, was mich natürlich mehr fordert wie noch zu Beginn meiner Trainerlaufbahn, da bin ich dann schon froh, dass ich dann zukünftig auch wieder mehr Zeit habe.
Du hast dir mit den Aufstiegen bei Germania einen Namen als ruhiger, ehrgeiziger und akribisch arbeitenden Trainer gemacht. Denkst du nicht dass das durch die Pause verpufft und du dir somit Chancen verbaust höher spielende Clubs zu trainieren?
Das glaube ich nicht, nein. Ich glaube um höher-klassige Vereine trainieren zu können kommt es vor allem auf eins an – die richtigen Kontakte. In den seltensten Fällen wird ein guter, unter-klassiger Trainer zu einem Verbands- oder Oberligateam berufen und das hat natürlich auch gute Gründe. In den oberen Klassen ist mehr Geld im Spiel, da geht selten jemand ein Risiko ein und holt einen Newcomer aus der Bezirks- oder Landesliga, außer er kennt ihn eben und kann das Risiko abschätzen.
Du hattest Mitte November deine Entscheidung dem Vorstand mitgeteilt. Wie wurde diese aufgenommen?
Recht nüchtern würde ich sagen, ich glaube jeder wusste, dass der Tag irgendwann einmal kommt und mit jedem Jahr mehr, ist das Verständnis mehr da. Wir hatten die letzten Jahre eine überragende, von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit, so dass Oli, Holger und auch Claudio den Schritt natürlich auch nachvollziehen können.
Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Bist du im Inneren etwas erleichtert?
Klar, ich trage die Entscheidung ja schon seit Sommer mit mir herum. Man ist natürlich dann auch auf die Reaktionen gespannt. Man bekommt dann auch schon eine andere Sicht auf alles und überlegt bei jedem Auswärtsspiel „Okay, wer weiß ob ich hier nochmal herkomme?!“ Aber es ist ja nicht so, dass ich sofort zu einem Konkurrenten wechsele und für einen Eklat sorge, sondern pausiere nur, so dass natürlich auch nicht mit heftigen Reaktionen zu rechnen war.
Wirst du dem Verein treu bleiben? Wenn ja in welcher Form?
Ich werde mit Claudio und dem neuen Trainer auch weiterhin an der Kaderplanung mitarbeiten und lasse mich dann, sofern Coach Torres mich lässt, einmal in der Woche in der neuen Saison bei der 2. Mannschaft im Training blicken, um den Kontakt zu wahren. Wie und ob es dann 2021 mit der Trainerlaufbahn weitergeht, wird man dann sehen. Germania wird auf jeden Fall „mein“ Verein bleiben.
Du hattest im Jahr 2012 dein Lager in Pleidelsheim abgebrochen und bist zurück ins Ellental gekommen um die Germania umzukrempeln. Wie kamst du auf diese Idee und wie wurde sie dann umgesetzt?
Mit Germania habe ich schon immer tolle Kindheitserinnerungen verbunden, hier bin ich aufgewachsen und habe als 10jähriger dem damaligen Landesligateam zugesehen. Mein größter Wunsch war es dann als aktiver Spieler dem Verein zu helfen wieder in diese Spähren zu kommen. Es wurde Ende der 90ziger und Anfang des Jahrtausends dann auch viel versucht, doch leider hat alles nicht funktioniert und endete dann chaotisch, so dass ich den Glauben an den Aufstieg verlor und mit Walter Thomae und meinem Bruder damals nach Gemmrigheim wechselte, die wieder in die Landesliga aufsteigen wollten. Aus der Ferne verfolgte ich dann die nächsten 10 Jahre die Entwicklung der Germanen, die sich sportlich mit dem Wiederaufstieg in die Bezirksliga und einem Pokalsieg auch sehen lassen konnte. Doch in der Außenwahrnehmung hatte die Germania aus bekannten Gründen nicht den besten Ruf zu dieser Zeit. Meine Idee war, dass Team dann umzukrempeln und wie auch 2012 angekündigt, mittelfristig wieder in die Landesliga zu führen, da dieser Klub mit dieser Tradition und diesem Sportgelände dort einfach hingehört. Die Umsetzung war dann natürlich ein langer, mit Rückschlägen verbundener, Prozess. Wir hatten ja keinen Mäzen wie viele andere Vereine und mussten so, viele Jungs holen die keine höher-klassige Erfahrung haben und diese dann bei uns reifen lassen. Das Ergebnis sieht man heute.
Was waren deine schönsten Erinnerungen wenn du auf die 8 Jahre zurückblickst außer den 2 Aufstiegen?
Sicherlich diese, die mit extremen Emotionen verbunden sind. Spiele wie diese Saison in Schwaikheim oder letzte Saison in Oeffingen, die man in letzter Minute gewinnt. Oder der Sieg zuhause gegen Benningen als Harry das Ding noch in der Nachspielzeit einnickt. Das macht der Sport aus, sowas bleibt der immer im Gedächtnis. Genauso natürlich wie die rote Karte von Ibo Cabuk, sowas habe ich auch noch nie erlebt (lacht).
Nun zu den 2 Aufstiegen. Wie waren deine Gefühle? War einer schöner wie der andere?
Nein, beide habe ich ganz unterschiedlich wahrgenommen. Beim ersten Aufstieg hatten wir ja immensen Druck und mussten ja quasi hoch, ich war als Trainer noch relativ neu in der dritten Saison. Von dem her war ich natürlich extrem erleichtert, dass wir für unser Risiko und das Engagement gleich belohnt worden sind. Und der Bezirksliga Titel ist für mich sehr besonders, denn den gewinnt man nicht im Vorbeigehen und in der Regel nur wenn man extrem viel Geld zur Verfügung hat. Es war eine Bestätigung das sich die vielen Mühen und die Geduld der vorangegangenen Jahre gelohnt hatten und wir unser Ziel erreicht haben – das war einfach Freude und Glück pur.
Kommen wir zur Gegenwart. Die Winterpause ist zu Ende. Dein Team steht mit 22 Punkten auf Rang 7. Zu Beginn war etwas Sand im Getriebe bevor alles ins rollen kam. Auf welchem Platz steht das Team beim Ära-Schmid Ende?
Schwer zu sagen, es hängt viel davon ab wie wir raus starten und wieviele Ausfälle wir zu verkraften haben. Zudem haben wir schon im letzten Jahr gesehen, dass die Mannschaft sich gerne ein wenig zurücklehnt, wenn der Klassenerhalt scheinbar gesichert ist. Grundsätzlich haben wir aber sicher das Potenzial, den 7. Platz zu halten und im Optimalfall zu verbessern und das ist natürlich das Ziel.
Wie bereitest du das Team nun auf dieses Ziel vor?
Wie die letzten 8 Jahre auch, die Mannschaft körperlich und mental gut auf die nächste Aufgabe vorbereiten. Damit sind wir letztlich im Rückblick ganz gut gefahren denke ich.
Vielen Dank für die Antworten Matthias. Noch ist ja am Viadukt nicht Schluß. Wir wünschen dir und dem Team eine verletzungsfreie und erfolgreiche Rückrunde.